Die neue Edition ReVers im Verlagshaus J. Frank | Berlin erkundet vergessene, verschollene oder versteckte Manuskripte und präsentiert Lyrik verstorbener Autor_innen, die es zu entdecken gilt! Noch nicht in deutscher Sprache veröffentlichte Gedichte außergewöhnlicher Stimmen der Lyrik finden hier ihren Platz. Von der Übertragung oder Transformation bis hin zur Nachdichtung oder Neu-Interpretation. Die Edition ReVers steht für eine vielfältige Übersetzungskunst, die sich an Sprache reibt und Lust an Unbekanntem wecken soll. Durch Illustrationsstrecken, die die Sammlungen als Ganze interpretieren, werden Zugänge durch gegenwärtige Bildsprachen eröffnet, die Gedichte in ihrer Besonderheit für die Gegenwart reflektiert.
»… eine kostbare Edition ist da im Berliner Verlagshaus J. Frank erschienen, keine Übersetzung, sondern eher die Nachdichtung durch einen erfahrenen Poeten«
Konstantínos Kaváfis (1863–1933) ist zweifelsohne einer der einflussreichsten neugriechischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Mit »Im Verborgenen: Hidden Poems« erscheinen erstmalig Gedichte von Kaváfis in deutscher Übersetzung von Jorgos Kartakis und Jan Kuhlbrodt, die Kaváfis zu seinen Lebzeiten versteckte. Diese Gedichte, die u. a. seine Homosexualität offen thematisieren, versteckte Kaváfis in Schubladen und Schränken seiner Freunde, seiner Liebhaber. Sie fanden keine Aufnahme in die deutsche Gesamtausgabe, da sie in Griechenland erst Anfang der Neunzigerjahre veröffentlicht wurden.
Kaváfis’ Texte zeugen von großer Liebes- und Leidensfähigkeit. Sie sind gleichzeitig ein Dokument gesellschaftlicher Ächtung von Homosexualität zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In seinen Gedichten zeigt Konstantínos Kaváfis Größe und Freiheit: Er nimmt die unabgeschlossenen Emanzipationsbewegungen des 20. Jahrhunderts vorweg. Denn das Verbergen ist zugleich ein Offenbaren: Die Texte waren geschrieben und somit in der Welt.
Illustriert ist dieser Band von Anja Nolte. Die Illustrationen stellen sich den Texten Kaváfis’ und interpretieren sie neu. Im engen Austausch mit den Übersetzern hat Anja Nolte eine eigene Bildsprache für diesen Band entwickelt: Die Illustrationen stellen Transformationen der Texte dar, Überführungen in einen kontemporären Kontext.
www.belletristik-berlin.de/im-verborgenen/
Genau eine Woche vor Ende des Ersten Weltkrieges stirbt am 4. November 1918 mit Wilfred Owen einer der wichtigsten War Poets an der Front in Frankreich.
In seinen Gedichten bricht Wilfred Owen mit der vorherrschenden Tradition von Kriegslyrik. Owens Gedichte markieren ein Umdenken in der literarischen Behandlung des Krieges. Sie erzählen nicht von Heldentum, Männlichkeit oder Patriotismus, Wilfred Owen schreibt eine „Dichtung der Zeugenschaft“: Er macht die Eintönigkeit in den Schützengräben und das Grauen der Grabenkämpfe, das zermürbende Marschieren, die Gas-Angriffe, das Erkennen des Menschlichen im „Feind“, die entstellten Toten, die Überforderung von Soldaten, Vorgesetzten und Ärzten und die Allgegenwart des Todes zum Gegenstand seiner Gedichte.
Owen ist einer der prägendsten englischsprachigen Dichter der angelsächsischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Mit „Die Erbärmlichkeit des Krieges“, der Erstausgabe der gesammelten Kriegsgedichte von Wilfred Owen, die mit ausgewählten Briefen des Dichters ergänzt sind, ist Wilfred Owen jetzt, einhundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges, endlich auch in deutscher Übersetzung zu entdecken.
Die Texte Wilfred Owens werden durch die Illustrationen von Andrea Schmidt in einen zeitgenössischen Kontext gesetzt. Die Visualisierung mittels organischer Strukturen und scheinbar fragiler Konstruktionen belebt formal die persönlichen, sozialen und historischen Erfahrungen des Krieges, die in Owens Texten zur Sprache kommen: Befremdung, Unsichtbarkeit, Zerstörung und Fragmentierung sind dabei Erfahrungen, die bis in die heutige Zeit fortdauern.
www.belletristik-berlin.de/die-erbaermlichkeit-des-krieges/
Wladimir Majakowski (1893–1930) ist einer der bedeutendsten russischen Dichter des zwanzigsten Jahrhunderts. Er versucht eine radikale Subjektivität mit einem Kollektiv zu verbinden und treibt bürgerliche und kommunistische Freiheitsversprechen auf die Spitze. Dabei nimmt er auch jene Versprechen ernst, die er in der Technologie vorfindet. Auch in den Wolkenkratzern und Flugzeugen sieht er das Versprechen der Selbstüberwindung, das heißt der sozialen und auch der körperlichen Schranken. Ein Irrtum vielleicht, aber ein grandioser.
Für Majakowski stellte »Der fliegende Proletarier« auch eine metaliterarische Auseinandersetzung dar zwischen der faktenorientierten, journalistischen Prosa streng kommunistisch orientierter Autoren und der fiktionalen Ästhetik des Futurismus. »Der fliegende Proletarier« ist über weite Strecken in einem atemlosen Telegrammstil abgefasst. Majakowski setzt Verfahren ein, die er aus seiner Übung in sozialistischer Werbesprache, dem Agitprop der Plakatkunst und den Szenenbeschreibungen seiner Film-Scripts entwickelt hatte. So ist das Poem aus heutiger Sicht ein Schlüsseltext der Avantgarde-Literatur des 20. Jahrhunderts.
Jakob Hinrichs illustrierte diesen Band. Angelehnt an die futuristische Bildsprache, die in Majakowskis Zeit zu Propagandazwecken verwendet wurde, entwickelte er einen eigenen Stil, um den rasanten Text Majakowskis zu interpretieren. Durch die Darstellung von Technologien und Designelementen des 21. Jahrhunderts schaffen seine Zeichnungen den Übertrag der Motive des Langgedichts in die Gegenwart und eröffnen dem Betrachter auf diese Weise neue Interpretationsmöglichkeiten.
www.belletristik-berlin.de/der-fliegende-proletarier/
Eintritt: 8 EUR, ermäßigt 6 EUR
Tickethotline: 030 6751 5500
oder karten@lyriknacht.de
© 2014 Verlagshaus J. Frank Berlin.