Lange Lyriknacht

Die neue Edition ReVers im Verlagshaus J. Frank | Berlin erkundet vergessene, verschollene oder versteckte Manuskripte und präsentiert Lyrik verstorbener Autor_innen, die es zu entdecken gilt! Noch nicht in deutscher Sprache veröffentlichte Gedichte außergewöhnlicher Stimmen der Lyrik finden hier ihren Platz. Von der Übertragung oder Transformation bis hin zur Nachdichtung oder Neu-Interpretation. Die Edition ReVers steht für eine vielfältige Übersetzungskunst, die sich an Sprache reibt und Lust an Unbekanntem wecken soll. Durch Illustrationsstrecken, die die Sammlungen als Ganze interpretieren, werden Zugänge durch gegenwärtige Bildsprachen eröffnet, die Gedichte in ihrer Besonderheit für die Gegenwart reflektiert.

»… eine kostbare Edition ist da im Berliner Verlagshaus J. Frank erschienen, keine Übersetzung, sondern eher die Nachdichtung durch einen erfahrenen Poeten«

Michael Ernst in der Sächsischen Zeitung vom 14. Oktober 2014

Edition ReVers

Im Verborgenen

Konstantínos Kaváfis (1863–1933) ist zweifelsohne einer der einflussreichsten neugriechischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Mit »Im Verborgenen: Hidden Poems« erscheinen erstmalig Gedichte von Kaváfis in deutscher Übersetzung von Jorgos Kartakis und Jan Kuhlbrodt, die Kaváfis zu seinen Lebzeiten versteckte. Diese Gedichte, die u. a. seine Homosexualität offen thematisieren, versteckte Kaváfis in Schubladen und Schränken seiner Freunde, seiner Liebhaber. Sie fanden keine Aufnahme in die deutsche Gesamtausgabe, da sie in Griechenland erst Anfang der Neunzigerjahre veröffentlicht wurden.

Kaváfis’ Texte zeugen von großer Liebes- und Leidensfähigkeit. Sie sind gleichzeitig ein Dokument gesellschaftlicher Ächtung von Homosexualität zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In seinen Gedichten zeigt Konstantínos Kaváfis Größe und Freiheit: Er nimmt die unabgeschlossenen Emanzipationsbewegungen des 20. Jahrhunderts vorweg. Denn das Verbergen ist zugleich ein Offenbaren: Die Texte waren geschrieben und somit in der Welt.

Illustriert ist dieser Band von Anja Nolte. Die Illustrationen stellen sich den Texten Kaváfis’ und interpretieren sie neu. Im engen Austausch mit den Übersetzern hat Anja Nolte eine eigene Bildsprache für diesen Band entwickelt: Die Illustrationen stellen Transformationen der Texte dar, Überführungen in einen kontemporären Kontext.

www.belletristik-berlin.de/im-verborgenen/

Die Erbärmlichkeit des Krieges

Genau eine Woche vor Ende des Ersten Weltkrieges stirbt am 4. November 1918 mit Wilfred Owen einer der wichtigsten War Poets an der Front in Frankreich.

In seinen Gedichten bricht Wilfred Owen mit der vorherrschenden Tradition von Kriegslyrik. Owens Gedichte markieren ein Umdenken in der literarischen Behandlung des Krieges. Sie erzählen nicht von Heldentum, Männlichkeit oder Patriotismus, Wilfred Owen schreibt eine „Dichtung der Zeugenschaft“: Er macht die Eintönigkeit in den Schützengräben und das Grauen der Grabenkämpfe, das zermürbende Marschieren, die Gas-Angriffe, das Erkennen des Menschlichen im „Feind“, die entstellten Toten, die Überforderung von Soldaten, Vorgesetzten und Ärzten und die Allgegenwart des Todes zum Gegenstand seiner Gedichte.

Owen ist einer der prägendsten englischsprachigen Dichter der angelsächsischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Mit „Die Erbärmlichkeit des Krieges“, der Erstausgabe der gesammelten Kriegsgedichte von Wilfred Owen, die mit ausgewählten Briefen des Dichters ergänzt sind, ist Wilfred Owen jetzt, einhundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges, endlich auch in deutscher Übersetzung zu entdecken.

Die Texte Wilfred Owens werden durch die Illustrationen von Andrea Schmidt in einen zeitgenössischen Kontext gesetzt. Die Visualisierung mittels organischer Strukturen und scheinbar fragiler Konstruktionen belebt formal die persönlichen, sozialen und historischen Erfahrungen des Krieges, die in Owens Texten zur Sprache kommen: Befremdung, Unsichtbarkeit, Zerstörung und Fragmentierung sind dabei Erfahrungen, die bis in die heutige Zeit fortdauern.

www.belletristik-berlin.de/die-erbaermlichkeit-des-krieges/

Der fliegende Proletarier

Wladimir Majakowski (1893–1930) ist einer der bedeutendsten russischen Dichter des zwanzigsten Jahrhunderts. Er versucht eine radikale Subjektivität mit einem Kollektiv zu verbinden und treibt bürgerliche und kommunistische Freiheitsversprechen auf die Spitze. Dabei nimmt er auch jene Versprechen ernst, die er in der Technologie vorfindet. Auch in den Wolkenkratzern und Flugzeugen sieht er das Versprechen der Selbstüberwindung, das heißt der sozialen und auch der körperlichen Schranken. Ein Irrtum vielleicht, aber ein grandioser.

Für Majakowski stellte »Der fliegende Proletarier« auch eine metaliterarische Auseinandersetzung dar zwischen der faktenorientierten, journalistischen Prosa streng kommunistisch orientierter Autoren und der fiktionalen Ästhetik des Futurismus. »Der fliegende Proletarier« ist über weite Strecken in einem atemlosen Telegrammstil abgefasst. Majakowski setzt Verfahren ein, die er aus seiner Übung in sozialistischer Werbesprache, dem Agitprop der Plakatkunst und den Szenenbeschreibungen seiner Film-Scripts entwickelt hatte. So ist das Poem aus heutiger Sicht ein Schlüsseltext der Avantgarde-Literatur des 20. Jahrhunderts.

Jakob Hinrichs illustrierte diesen Band. Angelehnt an die futuristische Bildsprache, die in Majakowskis Zeit zu Propagandazwecken verwendet wurde, entwickelte er einen eigenen Stil, um den rasanten Text Majakowskis zu interpretieren. Durch die Darstellung von Technologien und Designelementen des 21. Jahrhunderts schaffen seine Zeichnungen den Übertrag der Motive des Langgedichts in die Gegenwart und eröffnen dem Betrachter auf diese Weise neue Interpretationsmöglichkeiten.

www.belletristik-berlin.de/der-fliegende-proletarier/

Eintritt: 8 EUR, ermäßigt 6 EUR

Tickethotline: 030 6751 5500
oder karten@lyriknacht.de

Programm

20:00 Beginn

Boris Preckwitz & Jakob Hinrichs: Majakowski, Der fliegende Proletarier

Jan Kuhlbrodt & Jorgos Kartakis & Anja Nolte: Kaváfis, Hidden Poems

Johannes CS Frank & Andrea Schmidt: Owen, Die Erbärmlichkeit des Krieges

Partner

Personen


Boris Preckwitz wurde 1968 in Hannover geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie, Politik und Komparatistik (Göttingen, Hamburg, London) sowie Management (Berlin, Cambridge) mit Magister und MBA-Abschluss. Viele Jahre arbeitete er im Medienmarketing, in Kommunikationsagenturen und als Pressesprecher.<br /><br />Preckwitz wurde zuletzt mit dem Dresdner Stadtschreiber-Stipendium (2014), dem Autorenstipendium des Berliner Senats (2014), dem Otterndorfer Stadtschreiberstipendium (2013) und dem Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin (2012) ausgezeichnet.<br /><br />Von Preckwitz sind zuletzt erschienen: »Kampfansage«. Gedichte, Essays. (Lyrikedition, 2000 und Allitera Verlag, 2013); »wahnpalast«. Gedicht-Zyklus. (hochroth Verlag, 2012) und »szene.leben« (Passagen Verlag, 2009).

Boris Preckwitz

Übersetzer

Jakob Hinrichs studierte Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin und arbeitet international als freier Illustrator für Magazine, Zeitungen und Verlage. Zur Zeit lehrt er Illustration als Vertretungsprofessor an der FH Mainz.<br /><br />2012 erschien sein vielbeachtetes Graphic-Novel-Debüt »Traumnovelle« (Edition Büchergilde) basierend auf der gleichnamigen Erzählung von Arthur Schnitzler.<br /><br /><a href="http://jakobhinrichs.com/" target="_blank">jakobhinrichs.com</a>

Jakob Hinrichs

Illustrator

Jan Kuhlbrodt, geboren 1966 in Chemnitz, lebt als Autor und Herausgeber in Leipzig. Er studierte Ökonomie, Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaften in Leipzig und Frankfurt/Main sowie am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Kuhlbrodt hatte verschiedene Lehraufträge und Gastdozenturen für Literatur und Kreatives Schreiben und war Redakteur bei EDIT und Ostragehege.<br /><br />Von ihm erschienen mehrere Prosa und Lyrikbände, u. a. die Romane »Schneckenparadies« (Plöttner, 2008) und »Vor der Schrift« (Plöttner, 2010). Auszeichnungen u. a.: Autorenförderungsprogramm der Stiftung Niedersachsen (2007), Arbeitsstipendium der Kulturstiftung Sachsen (2009); Literaturpreis des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (2014).<br /><br />Zuletzt erschienen:<br />• <a href="http://www.belletristik-berlin.de/stoetzers-lied/" target="_blank">»Stötzers Lied. Gesang vom Leben danach.«</a> (Verlagshaus J. Frank | Berlin, 2013)<br />• <a href="http://www.belletristik-berlin.de/geschichte-kein-weg-nur-gehen/" target="_blank">»Geschichte. Kein Weg, nur Gehen.«</a> (Verlagshaus J. Frank | Berlin, 2013).<br /><br /><a href="http://postkultur.wordpress.com/" target="_blank">postkultur.wordpress.com</a>

Jan Kuhlbrodt

Übersetzer

Jorgos Kartakis, geboren 1963 in Kreta, lebt und arbeitet in Chania. Zahlreiche Gedicht und Übersetzungspublikationen. Sein erster Gedichtband »Jetzt dass die Wolken« erschien 2013. Ausgezeichnet mit dem Literaturpreis der Stadt Chania (1997) und dem Literaturpreis des Nordgriechischen Autorenverbandes (1998).

Jorgos Kartakis

Übersetzer

Anja Nolte, Jahrgang 1968, arbeitete als Krankenschwester in der geschlossenen Psychiatrie, bevor sie Illustration studierte. Als Illustratorin zeichnet sie mit großer Bandbreite für Werbung, Verlag und Kulturinstitutionen, z. B. für DIE ZEIT, Gräfe & Unzer, Suhrkamp …<br /><br />Als Künstlerin widmet sie sich mit Vorliebe dem Thema Erotik, musikalisch ihrer Jazzgitarre.<br /><br />Noltes Werke werden regelmäßig für BEST-OF-ILLUSTRATORS-Compilations ausgewählt, wie z. B. Lürzers Archive (Lürzers Archive, 2009/2010/2011), Creative Quarterly (Creative Quarterly, 2012). 2013 Gold Award für die Caffe Latte New York Edition (emmi, 2013).<br /><br /><a href="http://anjanolte.com/" target="_blank">anjanolte.com</a>

Anja Nolte

Illustratorin

Johannes CS Frank, aufgewachsen in Southend-on-Sea, Kiel und Heidelberg, studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie am Touro College Berlin. Frank arbeitet als bilingualer Autor, freier Übersetzer sowie für das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk. Gemeinsam mit Fiona Mizani war er Herausgeber der englischsprachigen Literaturzeitschrift Bordercrossing Berlin. Frank ist Mit-Initiator des internationalen Festivals für Neue Musik und Literatur Zeitkunst. Zusammen mit Andrea Schmidt und Dominik Ziller führt er das Verlagshaus J. Frank | Berlin.<br /><br />2012 erschien sein trilingualer Lyrik- und Prosaband »Remembrances of Copper Cream« bei FIXPOETRY.<br /><br />Foto: Hans Praefke

Johannes CS Frank

Übersetzer, Nachwort

Andrea Schmidt lebt und arbeitet als Typografin, Designerin und Verlegerin in Berlin. Zusammen mit Johannes CS Frank und Dominik Ziller führt sie das Verlagshaus J. Frank | Berlin. Schmidt lehrte als Dozentin und Gastprofessorin u. a. an der FH Potsdam, der UdK Berlin und der CAA Hangzhou (China) und forschte am Institut design2context an der HDK Zürich (2008–2010).<br /><br />Als Mitherausgeberin publizierte sie die Bücher »typoversity 1« (2011) und »typoversity 2« (2013), erschienen im Norman Beckmann Verlag und Design (Hamburg), ausgezeichnet durch den European Design Award und den Type Directors Club New York.<br /><br />Neben Illustrationsprojekten widmet sie sich visuell intermedialen Musikprojekten.<br /><br /><a href="http://www.typografie-im-kontext.de/" target="_blank">www.typografie-im-kontext.de</a>

Andrea Schmidt

Illustratorin

Tobias Roth, 1985 in München geboren, studierte in Freiburg i.Br. und Berlin. Er lebt als freier Autor, Übersetzer, Kritiker und Literaturwissenschaftler in Berlin.<br /><br />Seine Essays und Rezensionen erscheinen u. a. in der Süddeutschen Zeitung sowie in diversen Onlinefeuilletons.<br /><br />Seit 2011 ist er Herausgeber der Berliner Renaissancemitteilungen, seit 2012 im Vorstand der Internationalen Wilhelm-Müller-Gesellschaft. 2007, 2009 und 2011 war Roth Preisträger im internationalen Essay-Wettbewerb der Goethe-Gesellschaft in Weimar, 2010 Stipendiat des Mannheimer Mozartsommers und der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin, 2011 gewann er den Preis des Buchhandels beim poet|bewegt in Chemnitz, 2010 und 2012 war er Nachwuchsautor der Literaturstiftung Bayern.

Tobias Roth

Moderation

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